Etappe 22: Von Erenhot nach Datong / From Erenhot to Datong (473 km)

Befristetes chinesisches Nummernschild / Temporary Chinese license plate
Grosses Palaver bei der Nummernschildausgabe / Big palaver during license plate hand over

Der Dicke ist wieder in unseren Händen! Gegen 10 Uhr waren scheinbar die letzten Formalitäten erledigt und es ging zum Zollhof.  Hinter den Kulissen muß es seit gestern Nachmittag heftige Diskussionen zwischen den beteiligten Reiseveranstaltern und den chinesischen Behörden gegeben haben, weil plötzlich eine auch nach europäischen Maßstäben völlig irrwitzige Kaution im Raum stand. Nach einigen Gesprächen konnte diese wohl auf ein stemmbares, aber immer noch erhebliches Maß reduziert und am Morgen hinterlegt werden. Keine Ahnung wie es zu dieser Komplikation kommen konnte, aber wir sind froh, dass es erledigt ist.

Keine 10 Minuten nachdem die Fahrzeuge auf dem Hotelparkplatz stehen, ist auch schon die Straßenverkehrsbehörde oder Polizei da und verteilt nach eingehender Prüfung der Fahrgestellnummern die temporären Nummernschilder und Führerscheine. Damit steht dem Fahren in China nichts mehr im Wege.

Noch kurz gemeinsam zur Tankstelle, damit auch alle garantiert Diesel tanken und wissen, wonach sie beim nächsten Mal suchen müssen und schon geht es los…allerdings nicht lange, denn gleich am ersten Maut-Posten steht auch die Polizei und erklärt uns, dass wir unseren Pass registrieren lassen müssen. Kurze Prozedur – Pass mit dem Handy fotografieren und Kennzeichen aufschreiben – und schon geht es weiter.

Die Autobahn ist menschenleer – für die nächsten 4 Stunden. Ich bin nicht sicher, ob dies oder die Voretappe durch die südliche Mongolei diejenige mit den wenigsten Begegnungen ist. Selbst die großzügig angelegten Rastplätze sind in der Regel nicht besetzt. Nicht einmal tanken kann man.

In Datong dann das erste Mal richtiger chinesischer Stadtverkehr. Wie bereits in Russland gibt es so eine gefühlte 90/5/5-Verteilung. Neben den 90% Normalen und 5% Vorwitzigen gibt es hier nicht 5% Vollbekloppte sondern vergleichbar viele Volltrottel, die sich selbst genug sind und einfach irgendetwas im öffentlichen Raum machen: Seeehr langsam fahren, kreativ abbiegen, das Konzept von Fahrspuren oder Fahrtrichtungen nicht verstehen, den Unterschied von Bürgersteig und Straße nicht verstehen (und zwar in beide Richtungen), das Verständnis aufbringen, dass es manchmal auch im eigenen Vorteil sein kann, nicht in jede Lücke reinzufahren und damit alles zu verstopfen. Halt solche Sachen.

Autos vor Hotel in Datong / Cars in front of hotel in Datong

Unser Hotel macht aus der Not eine Tugend und platziert unsere Fahrzeuge quasi als Testimonial mitten im Auffahrtskreisel. Schön nebeneinander mit den Motorhauben Richtung Straße.

Überhaupt ist China das erste Land auf der Reise, in dem eine nennenswerte Anzahl von Menschen von uns Notiz zu nehmen scheint. Während bis Baikal noch Hinz-und-Kunz aus Westeuropa fährt (ganze Wohnmobilgruppen haben wir getroffen) und in der Mongolei vermutlich nicht jedem präsent war, wo genau Deutschland liegt, kommt es in China immer wieder dazu, dass entweder die Autos ausführlich bestaunt werden und/oder es klare Beifallsbekundungen gibt. Zunächst war ich etwas irritiert, wenn Autos zunächst von hinten heranbrausten, dann unvermittelt die Geschwindigkeit anglichen, eine Zeit neben einem fuhren und dann mit “Daumen hoch” weiterziehen. Aber man gewöhnt sich dran.

Bei den Polizeikontrollen gibt es zwei Kategorien: “Ach du dickes Ei, bloß Weiterwinken, ich kann kein Wort Englisch” oder “so, so, was ist das denn, das schaue ich mir aber mal genau an”. Bei letzteren hilft der Zettel, den uns unser Tour-Begleiter gegeben hat.

Die Dichte der Verkehrsüberwachung ist der Wahnsinn. Während es in Russland hunderte Radarfallen gab, sind es hier eher Kameras, die scheinbar per Zufallsprinzip die Autos fotografieren. Wir reden hier in Städten von einem Abstand von häufig unter 200m zwischen zwei Kamerabrücken. Wozu genau, wissen wir noch nicht, eine starke Vermutung ist, dass kontrolliert wird, ob man angeschnallt ist und nicht telefoniert. Insgesamt scheint der chinesische Staat in bewährter Manier, also drakonisch, die Verkehrsregeln durchzusetzen, nachdem in der Vergangenheit etwa 80% aller Verletzten und Toten auf offensichtlichste Delikte (Rotfahren, zu schnell, Vorfahrt missachten) zurückzuführen waren.

Trotzdem herrscht gerade an Kreuzungen immer noch Chaos, weil Fußgänger, Radfahrer und Mofas (und alles was man daraus bauen kann) aufgrund fehlender Kennzeichen nicht belangt werden können und dies natürlich komperativ ausnutzen.

Datong Stadmauer / Datong city wall

Nach Check-in im Hotel eilen wir per Pedes zur riesigen Stadtmauer, die genauso wie die darin liegende Altstadt nach freien Vorlagen wieder aufgebaut wurde bzw. wird. Die Mauer scheint fertig, aber im Altstadtbereich bahnt sich die Gentrifizierung noch Stück für Stück ihren Weg. Schicke Hutong-Viertel Grenzen sehr unmittelbar an Abrißgebiete, die entweder schon leer sind oder sich in Auflösung befinden.

Nach dem besten Espresso der Reise im Mao-Coffee kehren wir ins Hotel zurück. Ich überstehe das Büffet-Essen mit größtmöglichem Anstand.

Die Bestellungen an der Bar sind allerdings eine echte Herausforderung. Vieles ist da, so z.B. Beefeater, aber dann leider kein Tonic. Letztlich finden wir Orangensaft und Campari und Anja leitet die Verbindung von beidem an – leider in einem viel zu gesundem Verhältnis.


Die nette Seite der Innenstand von Datong … / The neat side of Datong inner city…
…und die nicht ganz so nette Seite / … and the not so neat side

The Fat One is back in our hands! At about 10 am all formalities seemed to be settled and we went to customs. Behind the scenes some intense discussions between the involved tour agencies and Chinese customs had taken place, because an absurd amount of deposit was demanded by the latter. After some talks the deposit could be reduced to a still significant, but bearable amount and provided to a local bank. I have no clue why such a situation could arise, but we are happy that it could be solved.

Not 10 minutes after we arrived at the hotel parking, the police or traffic authorities emerged from nowhere and handed over the temporary license plates and drivers licenses after a careful check of our vehicle identification numbers.

A brief stop at a nearby fuel station to ensure that all teams  refuel their cars with diesel and know what to look for in the future. And off it goes…but just for a couple of minutes. Right at the first toll station a police post stops us and requires a registration of our passport. Short procedure – take a picture of the passport with a mobile and write down the license plate – and we are back on the road.

The highway is totally abandoned for the next four hours. I am not sure whether the prior stage through the southern part of Mongolia or this stage was the lonesome one. Even the spacious roadhouses are not manned and the fuel stations are closed.

In Datong the first real Chinese downtown traffic. As in Russia we see a 90/5/5 allocation. Beside the 90% normal drivers and 5% pushy  drivers we do not see 5% locos, but more morons, which simply do not understand what is going on: Driving in the wrong direction, not understanding the concept of lanes, driving veery slow, do not understand the difference between walkway and driveway (in both directions), do not understand that pushing forward whenever possible is not in their own interest. That kind of things.

Our hotel made a virtue out of the obvious when parking the vehicles right in front of their entrance as a kind of testimonial.

Anyways China is the first country during the journey where a noteworthy amount of people take notice of us. While you can spot Franz, Frans, Francis, François and Francesco with their own car at Lake Baikal (we spotted several groups of RVs) and not all people in Mongolia did really know where exactly Germany is, most Chinese people really understand the challenge and either marvel at the cars or approach us very friendly. Initially I was concerned about cars on the highway which approached us rapidly from behind, stopped down to our speed and than accelerate again, not forgetting to show a thumbs up!

At police posts we see two different types of officers: “oh, yess, who the hell is that…I let them pass, because I cannot speak English” and “interesting, what is going on here, let me have a closer look”. For the latter our tour guide provided us a peace of paper with the most important information in Chinese.

The density of Traffic Control is total madness. While in Russia the focus was on speed traps, in China it seems to be more on using phones and people who do not buckle up or doing other strange things behind the steering wheel. In cities every 200m meter is a camera bridge taking randomly pictures of the approaching cars. Seems that the Chinese government now enforces in a well-known, draconic way the traffic regulations, because in the past 80% of all injuries and deaths have been caused by most obvious violations (driving by red, too fast, disregard right of way).

Said that, larger crossings are still chaos, because pedestrians, bicyclists and mopeds (and everything you can build out of the latter) still do what they want, because they have no license plate and cannot be identified and prosecuted.

After check-in in our hotel we walked to the city wall, which has been newly erected over the last couple of years. Within the wall they constitute the “ancient” buildings  street by street. Neat and clean gentrified Hutongs in direct neighborhood to the old and sometimes already demolished areas.

Bester Espresso der Reise / Best espresso of the journey

We had the best espresso of our journey in Mao-Coffee. After we returned to the hotel we had buffet dinner, which I tried to survive in the best possible manner.

Orders in the bar are a true challenge. Most ingredients for western style drinks are available, e.g. Beefeater, unfortunately no tonic water. Finally we spot orange juice and Campari and Anja instructs the bar keeper to mix it – in a very healthy blend.