Etappe 23: Von Datong zur Grossen Mauer / From Datong to The Great Wall (470 + 70 km)

Hängendes Kloster in der Nähe von Datong / Hanging Monastery nearby Datong

Durch die zweite Nacht in Erenhot, die der Veranstalter eigentlich gehofft hatte einzusparen und die zusätzlich Nacht an der Grossen Mauer muss nun der Aufenthalt in Datong von zwei auf eine Nacht verkürzt werden. Das ist insofern schade als dass insbesondere die Umgebung von Datong einiges Sehenswerte zu bieten hat. Zum einen gibt es Grotten mit Buddha-Figuren, zum anderen die sogenannten hängenden Klöster. Da wir bereits im Herbst letzten Jahres in Luoyang Grotten gesehen hatten, entschieden wir uns hier für die hängenden Klöster. Der Rest der Gruppe fuhr zu den Grotten, was, wenn man beides noch nicht gesehen hat, vermutlich auch unsere Wahl gewesen wäre.

Schon die Fahrt zum Kloster ist malerisch – insbesondere wenn man vorher tagelang durch Steppe, Halbwüste und Wüste gefahren ist. Es erinnert ein wenig an die Emilia Romana oder die flacheren Teile der Toskana: Viel Gemüseanbau, vermutlich Pappeln an den Strassen, die ein wenig an die Pinien in Italien erinnern, in der Ferne, zunächst noch sehr im Dunst, mittelhohe Bergketten. Irgendwann geht es dann hinauf in die Berge, durch einige Tunnel und über Bergstrassen in ein tief eingeschnittenes Tal.

Auf dem Parkplatz dann kurz wieder der Beweis, dass es 5% Vollidioten gibt: Ein Santana versperrt mit eingeschalteter Warnblinkanlage einen ganzen, praktisch leeren Bereich. Wäre er nur einfach 5 m gerade aus in in eine der Parkboxen gefahren, hätten 50 Besucher weniger weit vom Auto zum Eingang laufen müssen … manchmal hat man so Phantasien, was man mit unserer Stoßstange und Winde so alles machen könnte …

Ein anderer Blick / Another outlook

Das Kloster liegt wirklich malerisch an einer steilen Felswand. Für chinesische Verhältnisse ist relativ wenig los. Vielleicht weil es ein Wochentag und noch früh am Tag ist. Trotzdem verdichtet es sich dann beim Aufstieg und Rundgang durch die Klöster doch sehr. Die Karawane schiebt sich Meter für Meter über die Aussengänge, Treppen und Leitern. Nicht alle sind schwindelfrei und drücken sich mit dem Rücken entlang der Gebäude.

In unserer bewährten Express-Art sind wir nach ca. eineinhalb Stunden wieder am Auto zurück und setzen die Fahrt zu unserem Hotel an der Grossen Mauer fort.

Wir legen eine Tankstopp ein, um für den Rest der Reise ausreichend Diesel zu haben. Die Tankstelle ist riesig, allerdings nicht von einer grossen Kette. Das merken wir aber erst zu spät. Da stehen wir schon an einer Säule mit einer “0” (so soll es auch sein). Nebenan gibt es gerade hektisches Treiben, weil bei der Betankung des oben offenen 200 Literfasses, das auf der Ladefläche eines Dreirades steht, doch reichlich drüber geschwappt ist. Mir ist nicht ganz klar, ob es bei der angeregten Diskussion um die Umweltsauerei, die Gefährlichkeit oder die Kosten für diesen Lapsus geht. Zu spät realisiere ich, dass wir statt ca. 5,5 Yuan nur 3,98 Yuan pro Liter bezahlen müssen. Die nächsten Kilometer frage ich mich, was wir da für einen Dreck getankt haben…die ersten zehn Kilometer beweisen, dass es wenigstens Diesel war, die weiteren 400 Kilometer zeigen, dass das Auto zumindest ab und zu mit so etwas umgehen kann.

Einige der Teilnehmer haben sich fast kindlich auf diesen reingequetschten Stopp an der Mauer gefreut – doch relativ schnell war klar, dass der berüchtigte Pekinger Smog und zusätzlich das Wetter einen Strich durch alle touristischen Ambitionen machen wird. Bereits 100km vor Peking umschliesst uns die Glocke und läßt – etwas pointiert – gerade einmal die Sicht auf den Vordermann frei.

Wir durchqueren das Weinanbaugebiet “Great Wall”. China ist das grösste Weinanbauland der Welt und ich bin davon überzeugt, dass es dort tolle Weine gibt, trotzdem machen wir keinen Stop (die Frankfurter Weinrunde kann also beruhigt sein).

Die Navigation zum heutigen Hotel, das die Wörter “Eco Retreat” im Namen trägt, wurde als herausfordernd angekündigt und so sind wir mit heruntergeladener Anfahrtsbeschreibung, Scout und Google Maps (funktioniert in China nur mit ausländischen Handies)  bewaffnet. Trotzdem verfahren wir uns auf dem letzten Kilometer zweimal und Anja interviewt schliesslich Anwohner. Das Hotel ist unter indischem Management (Gin and Tonic!!!) und anscheinend Rückzugsraum für Pekinger Expats und reiche Chinesen.

Während wir noch beim Kaffee sitzen, entern zwei junge Frauen das Klavier und veranstalten eine iPhone-Aufnahme-Session. Nach meinem Verständnis spielte die gute Frau wirklich virtuos Klavier, aber nachdem sie gefühlt 50 Mal das gleiche Stück für etwa 10-15 Sekunden anspielte und dann gemeinsam die Video-Aufnahme begutachtet wurde, wurde ich langsam etwas nervös. Zum Glück löste sich das Problem kurz bevor ich eingeschritten wäre.

Das Abendessen artet in einer Völlerei aus – trotzdem bleiben noch Unmengen auf dem Tisch zurück.

Danach wird bei Diskussionen in grösserer Gruppe klar, dass die Motivation für die Reise, bzw. die damit verbundenen Incentives doch sehr unterschiedlich sind: So wird von einigen die überschaubare Start- und nicht stattfindende Ankunftsveranstaltung bitter beklagt. Uns ist das ehrlich gesagt völlig egal. Wir machen das ausschließlich für uns. Wenn wir das Auto heile bis in den Container bringen, dann sind wir glücklich, nicht wenn uns irgendwelche Menschen bestaunen. Schon die Startveranstaltung fand ich unglücklich, denn ausser sechs von zehn Teilnehmern waren nur Angestellte des Veranstalters anwesend. Das brauche ich nicht. Nicht dass wir uns falsch verstehen: 2013 oder 2014 muss es im Rahmen der Städtepartnerschaft Berlin-Peking einen ziemlich grossen Bahnhof bei Start und Ende gegeben haben. Das ist ok, aber keine unpassenden, bemühten Veranstaltungen mit zusammengetrommelten Klatschern.


Trepp auf, Trepp ab / Down the steps and up the ladder

Driven by the second night in Erenhot, which the tour operator hoped to save and the additional night at the Great Wall, the stay in Datong has to be shortened from two nights to one. That is somehow a pity, because the surrounding of Datong offers at least two major attractions: Caves with small and very large Buddhas and hanging monasteries. As we already visited similar caves in Luoyang last fall, wie decided to visit the hanging monasteries while the rest of the group went to the caved. If one did not see both kind of attractions we only can recommend to go for the caves.

Already the route to the monasteries is marvelous – especially after crossing steppe, semi-desert and desert for the past couple of days. It reminds us of the Emilia Romana or the flat parts of the Tuscany: A lot of vegetable cultivation, most likely poplars along the street, playing the role of pines. In the  distance, at the beginning hidden in haze, we can see some mountain ranges. At some point in time it goes up into the mountains through some tunnel and along mountain roads into a narrow valley.

On the parking a proof for the 5% morons: A VW Santana blocks with flashing warning lights an more or less vacant part of the parking area. If he had pushed just 5 m straight into a parking box 50 other visitors could have saved some steps from and back to their car … sometimes I have phantasies about what I could do with my HD bumper and my winch…

Selfie for hängendem Kloster / Selfie in front of hanging monastery

The monastery lies picturesque at a steep wall of rock. Compared to other Chinese tourist attractions the number of visitors is moderate. Most likely it has to do with the fact that it is a working day and early in the morning. Despite that the visitors still form a long, and slowly moving queue through the buildings, down the steps and up the ladders. Not all visitors seem to be free from giddiness and press their backs to the walls.

We are through in about one and a half hour and continue our tour to the hotel at the Great Wall.

We stop at a fuel station to fill up sufficient fuel for the rest of the journey. The fuel station is huge, but does not belong to a big chain. When I catch it, it is too late and we already stopped at a pump clearly marked with a “0”. Big argument on the other side of the pump where something went wrong when filling up a 200 liter plastic barrel open to the top and spilling a significant amount on the ground. For me it is not clear whether the argument is about the environmental damage, the danger or the costs of the disaster. Apropos disaster, I realize too late that the diesel costs just 3.98 Yuan instead of 5,5 Yuan…the next couple of kilometers I ask myself what crap is now in our tank…after 10 kilometers it is clear that it is at least diesel … after the next 400 kilometers we learned that our car can bear such stuff from time to time.

Some of the teams were very excited about the replanning and the night at the Great Wall – but already 100 km before Beijing the smog enwrapped us like a coat. Weather forecast was also pessimistic.

We cross the wine growing area “Great Wall”. Today China is the largest wine producer of the world (sorry, folks in France!) and I am pretty sure that they produce some excellent qualities. Despite that we did not stop (our group of wine lovers in Frankfurt can relax).

Navigation to todays hotel, which has the words “Eco” and “Retreat” in its name, was characterized as challenging. So we prepared with a downloaded version of their “how to get to us”, GPS coordinates in Scout and Google Maps (works only for foreign mobile phones in China). Anyhow we lost our way twice and Anja had to ask some local people. The hotel is under Indian management (Gin and Tonic!!!) and seems to be a retreat (surprise!) for expats and wealthy Chinese from Beijing.

While sipping our espresso two young ladies enter the cafe and occupy the piano. One played the piano virtuously, but unfortunately only 10-15 seconds of the same song again and again for at least 50 times. After each try they reviewed the video clip the other girl took with her iPhone. Slowly I became nervous, but fortunately only seconds before I planned to ask her to stop, they vanished as fast as they emerged.

Dinner was close to a piggery, masses of food remained untouched on the table after we finished.

After dinner we discussed in a larger group about this and that and it became clear that the incentives of the teams are very different. Some criticized the lame start event and the not planned finishing event. To be honest, we do not care. For us it is important to park The Fat One in one piece in front of a container in Tianjin harbor. That is all. The start event was a little bit inauspicious, because the weather was bad, the location remote and the audience just made up of friends & family of the tour operator. Do not understand me wrong: 2013 or 2014 the tour was part of the celebrations of the sister-town arrangement between Berlin and Beijing. Big parties and events at the start and the finish line. That is ok for me, but I can live without arranged claquers.

2 Replies to “Etappe 23: Von Datong zur Grossen Mauer / From Datong to The Great Wall (470 + 70 km)”

  1. Hallo, Dirk , die Bartstoppeln stehen Dir ueberraschend gut . Was sagt Anja dazu ? Bald ist Eure spannende Reise beendet . Hoffentlich geht weiterhin alles glatt . und Willi

  2. Hallo Anja, Hallo Dirk

    bislang habe ich mich ja noch kein einziges Mal gemeldet – aber so kurz vor dem Ende Eurer Reise muss es jetzt einfach sein! Jetzt muss ich mich outen: Ich war (und bin !!) ein treuer Leser Eures Blogs!
    Es war bisher jeden Tag ein echtes Vergnügen (!!), Eure Fahrt zu verfolgen.
    Ich mag es mir gar nicht vorstellen, wenn die künftigen Tage nicht mit dem Lesen des Blogs anfangen oder aufhören … Könntet Ihr nicht mit dem Auto wieder zurückfahren?? Ihr kennt die Strecke ja jetzt aus dem EffEff …
    Bin echt gespannt auf First Hand – Erzählungen und noch mehr Bildern nach Eurer Rückkehr.
    Kommt gut nach Peking und dann auch wieder nach Frankfurt !!
    Ihr seid für mich (der sich bislang nur in hochindustrialisierte Länder mit lateinischer Schrift wagte) die wahren Reise-Helden!
    Bis nächste Woche
    Klaus

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