Etappe 21: Von Sainshand nach Erenhot / From Sainshand to Erenhot (249 km)

Jurten-Camp in der blauen Stunde / Yurt camp during sun set

Der Morgen beginnt für mich mit einem Aufreger. Zwei von drei Duschkabinen sind belegt, als ich in das Sanitärhaus komme. Leider ist in der dritten Kabine nicht einmal kaltes Wasser zu haben, so dass ich warten muss – was ich geschlagene 30 Minuten tue, während aus der einen Kabine gar nichts zu hören ist (vielleicht gesperrt?), läuft in der ersten Kabine in dieser Zeit ununterbrochen Wasser. Ich will hier gar nicht den grundsätzlichen Sinn oder Unsinn einer solchen Duschdauer diskutieren, aber muss man sich in einer Wüste so verhalten? Zu allem Überfluss stellt sich dann heraus, dass es ausgerechnet der mongolische Führer der Dr. Tigges-Gruppe ist, der sich so daneben benimmt.

Nach dem Frühstück brausen wir Richtung mongolisch-chinesischer Grenze davon. Die Strasse ist erneut erstklassig.

Die Vereinbarung war, sich vor der mongolischen Grenzstation zu treffen, was sich aber als sehr schwierig herausstellte, weil die im Track eingezeichnete Zufahrtsstrasse erneuert wurde und gesperrt war. So landeten die meisten mittels Umgehungsstrasse an der Grenze, während wir uns wieder zurück in die Stadt bewegten und vor dem eigentlichen Zugang standen, der auch deutlich  günstiger erschien, denn an der Umgehungsstrasse staute sich eine Armada alter, schrottreifer UAZ-469. Nicht dutzende, sondern hunderte. Stoßstange an Stoßstange, zum Teil geschleppt, wälzte sich die Blechlawine gen Grenze.  Was genau hier vor ging konnten wir bisher nicht klären, ich bin der Meinung, dass es kleiner Warengrenzverkehr war, denn später auf chinesischer Seite konnte man sehen, dass sich eine etwa gleich grosse Armada auch in der Gegenrichtung, diesmal aber voll beladen, bewegte. Was an der Sache nicht ganz schlüssig ist: Warum waren es ausschließlich UAZ-469?

Wir drängelten uns dazwischen und auch die anderen konnten sich hinter uns einsortieren. Nachdem einer der Biker ausgekundschaftet hatte, ob wir die Erlaubnis bekommen die Schlange zu passieren und eine gesonderte Abfertigung zu bekommen, konnten wir zum Glück direkt vor das Abfertigungsgebäude vorfahren.

UAZ-469 Armada

Hier begann der ganze Wahnsinn dann erst so richtig. Während der Autoexport noch reibungslos funktionierte, gerieten wir insbesondere bei der Passkontrolle in das durchorganisierte und anscheinend auch routinierte Prozedere der UAZ-Armada-Fahrer. Dutzende von Pässen wurden durch kleine Luken geschoben, Warteplätze verteidigt, der Kopf in die Luke gesteckt, um Druck zu machen, es wurde versucht, den eigenen Pass möglichst weit oben und nicht unten auf den Stapel zu bekommen, es wurde gedrängelt, Pässe wurden wieder rausgereicht und – aus unserer Sicht – irgendjemandem in die Hand gedrückt, der sie dann weiterverteilte. Und wir mittendrin. Ab und zu wurde es mal ein wenig laut und meine drängende Sorge war, dass unsere Pässe irgendwo in dieser Armada auf nimmer Wiedersehen verschwinden.

Durch den überwiegend vorherrschenden Laufschritt in dem ganzen Gewusel entstand ein Eindruck höchster Umtriebigkeit, ja von Hektik. Letztlich hatten wir aber scheinbar alle Dokumente zusammen, insbesondere der grüne Ausreisestempel im Pass schien wichtig zu sein und wir machten uns nach einer Endkontrolle Richtung chinesischer Grenze durch das Niemandsland auf den Weg.

Was ein Unterschied. Statt baufälliger kleiner Gebäude riesige Mamor- und Granitbauten. Alles glänzt, die Strassen perfekt markiert, Absperrhütchen sind millimetergenau platziert, ein kurzer Pfiff und etwaige Drängler sind zur Ordnung gerufen. Das zeigt den Unterschied in der Wirtschaftskraft, die 3 Millionen gegenüber 1,3 Milliarden erbringen können – und natürlich auch der Mentalität. Aber ganz ehrlich, so sehr ich die Ordnung schätze, auf mongolischer Seite wäre bei Problemen sicher mehr per Verhandlung zu lösen gewesen – auf chinesischer Seite sicher gar nichts. Beispiel: Der Veranstalter hatte vergessen für den Bus eine Einfahrtserlaubnis in den Grenzbereich zu besorgen, was dazu führte, dass wir ein Stück laufen mussten.

Als wir unsere Autos abstellen, kommt uns auch bereits Han, unser Reiseleiter für China entgegen. Zunächst müssen wir durch die Passkontrolle. Wir haben noch einigermaßen Glück, denn vor uns ist nur eine kleine Schlange, trotzdem nimmt das Prozedere seine Zeit in Anspruch. Verbote und Vorgaben werden konsequent durchgesetzt. Das Telefonat einer Frau dauerte keine 5 Sekunden, bevor sie den sehr klaren Hinweis bekam sofort aufzulegen, was sie auch ohne jede Diskussion tat – wer Chinesen kennt, weiß was das bedeutet. Ein junges Mädchen hatte – aus welchem Grund auch immer – ein Maul- und Klauenseuche-Plakat fotografiert. Sie musste das Foto löschen.

Nach der Passkontrolle zurück zum Auto und durch eine erneut nur halbherzige Zollinspektion. Zum Schluß werden die Fahrgestellnummern der Fahrzeuge in Augenschein genommen. Die Autos bleiben beim Zoll, damit die temporären Nummernschilder ausgestellt werden können. Wir fahren mit dem Bus ins Hotel, wo wir bei sehr gutem Essen den 82. Geburtstag eines Teilnehmers u.a. mit Genghis Khan Liqour feiern (der “Liqör” hatte 66%). Als dann einige der Gruppe die Chance nutzen in unserem separaten Raum zu rauchen, verlassen wir fluchtartig die Veranstaltung. Keine Ahnung, wie man das früher ausgehalten hat, aber heute geht das für uns nicht mehr.

Wir schlendern stattdessen auf der Suche nach einem Geldautomaten durch Erenhot, werden von Passanten bestaunt und auch schüchtern angesprochen. Langnasen sind hier oben anscheinend sehr selten und noch eine echte Kuriosität.


Was ein Unterschied: Grenze Mongolei… /What a difference: Border on Mongolian side…
…und auf chinesischer Seite / …and on Chinese side

The morning started with a small exciter. Two out of three shower cabins were locked and the third one not even provided cold water. So I had to wait. What I did for 30 minutes. While I could not here any noise from the second one, water was running in the first one for the whole time I was waiting. I do not want to discuss the sense and nonsense of such long showering in general, but should one behave like that in a desert? To cap it all, it turned out that it was the Mongolian guide of the Dr. Tigges travel group, who misbehaved in this way.

After the breakfast we rush to the Mongolian-Chinese border. The road is first class again.

We agreed to meet shortly before the border, what turned out to be not easy, because most of our group arrived via a new ring road, while we followed the track and arrived at the town-side entry. The latter was clearly the better option, because on the ring road hundreds of old and scrappy UAZ-469 were waiting in an endless queue. The exact reason for this queue is still not fully understood. I believe that is border traffic, going empty from Mongolia to China, buying goods there and then returning to Mongolia. Only the fact that all of this cars were UAZ-469 does not fit to this theory.

We screwed ourself into the queue and also the other were able to follow, so that we finally reunited in the border station. One of the bikers negotiated with one of the officers and could arrange that we can pass the queue.

UAZ-469 Armada

Here the whole madness really started. While the vehicle export worked out smoothly, we interfered for passport control with the drivers and passengers of the UAZ-469 armada. They were highly organized and from what I saw did not do it for the first time. Dozens of passports were shoved in a small hatch, waiting positions were defended, the heads went in and out of the hatch, trying to get their passports on the top of the pile, returning passports were handed on to others, who distributed the passports further to the drivers. My only concern was that some of our passports got into this turmoil and never been seen again.

Because most of the people acted at a quick pace, it looked  very bustling if not frantic. Finally we received all required documents back – at least it seemed so – and after passing the last check point we headed to the Chinese border post.

What a difference. Instead of run-down buildings we saw granite and marble buildings. Everything was shiny and neat. The streets perfectly marked, traffic cones positioned exactly, a short whistle blow and pushy driver were back in line. That showed the difference in the economic power of a country with three million inhabitants and another one of 1.3 billon people – and of course a little bit of a different mentality. To be frank, I prefer the Mongolian side, because I am pretty sure that it would have been possible to solve problems in one way or the other – which would certainly not work on the Chinese side. Just one example: Our tour operator forgot to request a permit that allows our bus to enter the border post. So we had to leave the post by feet.

When we parked the cars in a designated area, Han, our travel guide approached us. First we had to go through immigration. We were lucky, because only a few other people ware in front of us. Behind us more and more people queued up. Regulations were enforced with zero tolerance. A phone call discontinued after 5 seconds, because one of the guards requested to do so – without any discussion. A girl who photographed for whatever reasons a warning poster explaining signs of the foot-and-mouth-diseases, had to delete the photo.

After immigration and a halfhearted customs inspection of the car, the vehicle identification numbers were compared with the numbers we provided ahead of the journey. The cars will stay at customs for the time being until we receive our license plates and driving licenses. At the hotel we celebrate the 82nd birthday of one of the team members with Genghis Khan Liqour (which has 66%). When a small group took a chance  to start smoking in our separee, we hastily left the room. No clue how we could accept smoky interior spaces fifhteen years back, but now it was totally unacceptable for us.

Instead we strolled through the city, looking for an ATM. Some passersby and guests of cookshops stared at us and some were brave enough to approach us. Seems that long noses are still very rare in this part of the country and a real curiosity.